Törns

Reiseberichte

05.01.2024 | ​Bernd Rasenack

Segelabenteuer zwischen Juist, Norderney und Baltrum im Sommer 2023

Aufgrund der unbeständigen Wetterlage habe ich dieses Mal den JK aus Cuxhaven per Trailer nach Norddeich transportiert. Zwei urige aber sehr nette Segler im Hafen von Cuxhaven und der hilfsbereite Hafenmeister haben mir geholfen. Später fiel mir auf , dass einer der beiden etwas angeheitert war und beim Slippen ins Hafenbecken fiel. Er brauchte anscheinend eine kleine Abkühlung um wieder Herr über sich selbst zu sein. Nach ca. 2 Stunden war Nordwind verpackt. Alle Beteiligten hatten ihren Spass beim Zuschauen und waren mit dem Ergebnis zufrieden. In den Wochen davor hatten wir wieder eine schöne Zeit an der Elbe mit sehr schönen Wochenendtörns nach Glückstadt, Stade, Wedel und natürlich in Neuenschleuse. 

Aber von vorne: Ein Wochenende vorher hatte ich mich mit einem alten Mitstreiter vom 505er ( R. Meyer) bereits in Cuxhaven verabredet, um den Jolly endgültig in die Nordsee zu überführen. Ziel sollte Norderney sein, weil dort die traditionelle Seeregatta vor Norderney stattfinden sollte und wir gierig auf segeln und eine Nordseeinsel waren. Dort wollten wir Sigrid mit dem 505er Gespann treffen. So war der Plan. Der Plan war gut. Nur leider spielte das Wetter nicht mit. In der Nacht zu Freitag drehte der Wind nach fast 6 Wochen schönem Wind aus Ost auf West, später noch auf Südwest. ( So ein Sch.) Es begann zu regnen und über Norddeutschland zog ein Unwetter mit Namen „ Lambert und Poli“ hinweg. Morgens um 4.30 habe ich dann entschieden die Überführung nach Norderney sein zu lassen. Es folgte eine Planänderung. Mit dem Zug von Cuxhaven nach Bremerhaven, wo Sigrid uns abholte. Dann weiter nach Nessmersiel. Dort stand der 505er für uns bereit. Von dort nach Norddeich und mit der Fähre nach Norderney. Wir wären wohl kaum mit dem JK auf Norderney angekommen. So war es besser und Sigrid erleichtert, weil sie das Bootsgespann nicht alleine „Anhängen“ und auf die Fähre transportieren musste. Am gleichen Nachmittag haben wir den 505er bei ablaufenden Wasser und 5 BF aus Nordwest im Seegat ausprobiert.. Das macht man eigentlich nicht (siehe Törnbericht von 2022), denn wer bei ablaufenden Wasser und Nordwest Wind dort segelt, sollte wissen, dass die Welle und Strömung im Gat dann mörderisch sein kann und Segeln dort einem „Rodeotanz“ auf einem wilden Stier gleicht. Machte aber Spaß. Nach einer Stunde waren wir durch und heile an Land zurück. Abends mit den Norderneyer Seglern im Bootshaus ein paar Bierchen und den Abend bei abflauenden Winden ausklingen lassen. Die Steuermannsbesprechung nächsten Morgen gestaltete sich etwas unübersichtlich. Schlussendlich schien der Kurs verstanden, doch an der Umsetzung scheiterte es. Am Ende sind wir eine Runde zu viel gesegelt, weil wir uns sicher waren, „wir segeln richtig und die anderen falsch….“ Der große Vorsprung, den wir herausgesegelt hatten, war leider wieder dahin. Am Abend, nach unserer vermeintlichen Beschwerde, waren mein Vorschoter Rolf und der Wettfahrtleiter ziemlich gute Freunde geworden!

Norderney Seeregatta

Juist Wattregatta am 8.7.2023
Im strahlenden Sonnenschein und bei bestem Segelwetter starteten wir zu unserem ersten Törnwochenende mit unserem Jollenkreuzer vom Hafen in Norddeich. Das Schiff lag zunächst noch auf dem Anhänger und wartete auf die Co Skipperin. Mit einem Spruch auf den Lippen, warum das Schiff noch nicht startklar am Kai liegen würde, trudelte sie dann ein.?“ Unser Ziel für den ersten Tag war die idyllische Insel Juist. Töwerland nennen die 1700 Inselbewohner ihr Eiland liebevoll. Das bedeutet auf Plattdeutsch Zauberland. Juist gilt als die ungekünstelte Naturschönheit unter den Inseln, unabhängig von Mode und Zeitgeist. Zu ihren Besonderheiten zählt bereits die Anreise, denn Juist ist ganz und gar abhängig von den Gezeiten. Das Zeitfenster ist etwa 1,5 Stunde vor bis 1,5 Stunde nach Hochwasser für ein stressloses Hafenmanöver. Die Vorfreude auf ein paar Tage auf dem Wasser und die traumhaften Inseln vor der niedersächsischen Nordseeküste war wieder riesig. Wer einmal auf Zauberland gewesen ist , kommt wieder. Ein Inselspaziergang ans Westende zur Bill oder zum Ostende wirkt wie ein Urlaub für Körper, Geist und Seele. Mit einer sanften Brise schipperten wir also gemütlich am Freitag direkt übers Watt und erreichten Juist am späten Nachmittag. Natürlich wieder direkt über ein paar Sandbänke, obgleich der Kurs anders abgesprochen war. Naja, die Sandbänke verschieben sich eben nach fast jeder Tiede etwas.

Juist

Auf Juist angekommen, genossen wir die Ruhe und Schönheit der Insel. Wir unternahmen zunächst einen ausgiebigen Strandspaziergang mit Baden in der Nordsee und ließen den Tag bei einem gemütlichen Abendessen in der Tapasbar ausklingen. Am Samstag kam R. Meyer, unser drittes Crewmitglied von Baltrum mit dem Inselflieger. Ziel war mit uns zum dritten Mal die Juistregatta zu verteidigen. Die Steuermannsbesprechung war diesmal eindeutig, Kurs sowie einige ungewöhnliche Bestimmungen (z. B. Startsignale mit Bällen…) waren vermerkt. Der Wind super mit 3 bis 4 aus NO. In unserer Gruppe mein Bruder und mein Onkel mit einer Lago 26 und eine schnelle MaKTen von Norderney. Nach dem Start wurden wir von Backbordbug bzw Wind von Steuerbord von ein paar Juistern, die die Vorfahrtsregeln anscheinend nicht kennen, auf die rechte Seite gezwungen. Trotzdem gut gestartet und auf und davon. Im Ziel mit etwas Vorsprung vor dem Feld. Am Abend Segelball mit Tanz und Musik sowie spirituellen Sternenhimmel auf dem Heimweg zum Schiff.

Vor dem Start

Nächsten Morgen Frühstück bei unserem geliebten Insel Edeka im Ostdorf und endlich langer Spaziergang zur Bill (Westende der Insel) und am Strand zurück. Auf dem Weg mussten wir viel trinken, weil es ungewöhnlich warm war (das lag nicht am Bierkonsum vom Vorabend). Zum Abkühlen alle paar hundert Meter im Meer gebadet. Wunderbare Nordsee. Am Montag mussten wir erstmal zum Festland zurück, weil Sigrid noch keinen Urlaub hatte.
Das kommende Wochenende haben wir mit kleinen Regatten auf dem Kleinen und großen Meer verbracht und mit Ausflügen in Holland und Umgebung in der Hoffnung, dass sich das Wetter beruhigt. 

Ein verregneter Sommer
Die Wettervorhersage bestätigte unsere Befürchtungen, und es zeichnete sich ab, dass das schlechte Wetter über Deutschland länger anhalten würde. Das hatte zur Folge, dass unsere Pläne für die Nordsee und Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste. So entschieden wir uns, spontan zu handeln. Anstatt auf besseres Wetter zu warten, beschlossen wir, unsere Ferien fortzusetzen, indem wir am Montag den Bus packten und vom kleinen Meer soweit gen Süden gefahren sind, bis es nicht mehr regnete. Spontan haben wir uns bei Freunden in Südfrankreich in der Provence angemeldet. Nach über 40 Jahren mal wieder in Marsaille, Sete, Cassis, Hyeres bis St. Maxime und dann zurück durch die Provence.

Südfrankreich

Das letzte Mal war ich in ​Marseille 1979 zur sogenannten „SNIM - Week“ im 420er als 17 Jähriger zu einer Pflichtveranstaltung vom DSV. Ich habe leider nichts wiedererkannt, außer den alten Hafen von Marsaille. Marsaille hat eine wunderschöne Altstadt mit altem historischen Hafen und tollen Yachten. Jedoch mehr Motorboote als Segelyachten. Die Nacht haben wir auf einem unbewachten Parkplatz am Cap Croisette mit Blick auf eine schöne Bucht mit Fischerdorf verbracht. Um jeder Zeit abfahrbereit zu sein, haben wir unten geschlafen. Zu bemerken ist hier, dass man mit einem Aufstelldach unter 2 m Höhe auf jeden guten Parkplatz am Meer parken kann. Für Wohnmobile leider nicht möglich und gut so.

Marseille – Alter Hafen

Unser Segelabenteuer zwischen Juist, Norderney und Baltrum im Sommer 2023 hatte uns gezeigt, dass manchmal die unvorhersehbaren Wendungen, auch durch die Wetterkapriolen über Europa, des Lebens die spannendsten Geschichten schreiben. So kehrten wir schließlich nach etwas über einer Woche Sonne in Frankreich wieder in den hohen Norden zurück, aber diese Reise wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Wieder zurück aus dem Süden haben wir nach einem Tag am Kleinen Meer unsere Tour in der Nordsee fortgesetzt. Über Norderney und Juist ging es nach Baltrum, dem Dornrösschen der ostfriesischen Inseln. Auf Baltrum hatten wir einen Termin, nämlich das alljährliche Sandbankfussballturnier der Baltrumer Freunde bei Ebbe. Danach 2 Tage Muskelkater….. An dieser Stelle könnte ich noch viel mehr berichten aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Der Rest bleibt also in unserem Logbuch.
Ach ja, am Anfang der Ferien musste mal wieder der alte 470er aus früheren Zeiten bei der diesjährigen Sommerregatta am kleinen und großen Meer (Yardstick) herhalten. 

Bernd und Sigrid
JK 28 GER 30
VB G 2253
470er GER 4970 (AUS 373)