20.10.2024 | Bernd Rasenack
Am Wochenende vor der Überführung bin ich bereits schon einmal mit meiner Partnerin nach Makkum gefahren, um die erste Tide 36 in Augenschein zu nehmen. Dort haben wir Nici getroffen, die von der Fa. MFH beauftragt war, Interessierten das Boot zu zeigen. Ein bisschen hatten wir den Eindruck, dass sie es uns schönreden wollte. Über die technischen Details konnte sie uns allerdings nicht so viel sagen. Sigrid war äußerst interessiert, guckte sich alles an und begutachtete die Inneneinrichtung. Ich, doch segelerfahrener, interessierte mich mehr für die Instrumente und die Technik und überlegte, ob ich damit umgehen könnte, ob ich mir zutrauen konnte, das fremde, neue Boot zu segeln. Immerhin kostet es eine stattliche Summe Geld und möchte heil am Zielort Emden ankommen.
Die Tide 36 hat eine ausgesprochen schöne Form und Länge, ist nicht zu breit. Die Verarbeitung und die Qualität sind gut und sehr hochwertig. An die Farbe der Lackierung der Wrede Werft muss man sich gewöhnen, wenn man dieses Boot haben möchte. Wir finden das grün doch sehr gewöhnungsbedürftig. Die Masthöhe beträgt 16 m über Wasser. Die Inneneinrichtung ist sehr klassisch, wäre allerdings für unsere Bedürfnisse noch in vielen Bereichen zu verändern.
Nach einem einwöchigen Urlaub im Süden Deutschlands bin ich dann mit meinem Clubkameraden Ralf Malik aus Oldenburg erneut Richtung Makkum gestartet. In Emden haben wir bei der MFH (Maritime Faserverbund Harlingen) Werft den CEO Uwe Regensdorf getroffen, der uns nach Makkum gefahren hat. Er hat uns die ganze Fahrt über prächtig unterhalten, am Ende meinte Ralf nur zu mir: „der hat Dir jetzt gerade eine Tide 34 verkauft.“
In Makkum angekommen haben wir unsere Sachen an Bord gebracht. Der Werftchef trat die Rückfahrt an, so dass wir uns allein mit dem Boot vertraut machten. Bis zur Dunkelheit blieb nicht viel Zeit. Also, Maschine gestartet und An- und Ablegen geübt. Am nächsten Morgen hieß es dann um 8.00 Uhr Leinen los und Motoren bis zur Schleuse Kornwerdersand. Das ging alles recht schnell und gut. Auf dem Wege nach Harlingen sind wir zwischendurch probeweise mit Fock gesegelt. Leider war sehr wenig Wind und Strom gegen an. Daher haben wir den Motor auf 1/3 mitlaufen lassen. Angekommen in Harlingen mussten wir erst einmal nach der richtigen Schleuse fragen; schlecht zu erkennen auf den Seekarten über die westfriesischen Inseln und die Kanäle. Das An- und Ablegen klappte immer besser.
Von da an sollte die Staande Maastroute unseren Weg bestimmen. Leeuwarden, an vielen Werften vorbei, nun ausschließlich unter Motor mit Marschgeschwindigkeit 5,2 kn. Kurz vor Leeuwarden kam der Abbieger Dokkum / Groningen, jedoch kein Schild „ Staande Maastroute“. Da wir nach Groningen wollten sind wir also nach Groningen abgebogen. Nach ca. 3 h „Bootjefahrt“machte uns ein Brückenwärter aufmerksam, dass wir mit unserem 16m hohen Mast wohl nicht unter den Brücken lang kämen. Also, wieder zurück, ein herrlicher Sonnenuntergang und kein vernünftiger Liegeplatz in Aussicht. Und es wurde dunkel, stockdunkel.
Harlingen – Leeuwarden
Bevor wir gar nichts mehr sehen konnten, wollten wir zwischen 2 Dalben festmachen. Nun steckten wir aber mit dem Kiel bereits im Schlick. Zum Glück kam uns ein Fußgänger zur Hilfe und zog kräftig an einer Leine mit. Die nächste Hürde folgte direkt, weit und breit kein Gasthaus zu sehen. Das hieß 4 km in den Ort zu einem Vietnamesen zu wandern. Dort wurden wir neben dem Essen auch medizinisch versorgt. Die freundliche Wirtin kam gleich mit Paracetamol und Pfefferminztee. Angeschlagen war ich bereits losgefahren.
Am nächsten Morgen war das Deck spiegelglatt. Über Nacht hatte es das erste Mal in diesem Jahr gefroren. Warm angezogen ging es bei Sonnenaufgang mit Sonnenschein um Leeuwarden zurück. Nach 2h waren wir wieder auf dem richtigen Kurs, der „Staander Mastroute“ in Richtung Lauwersmeer. Der kleine Umweg hat uns insgesamt 6 zusätzliche Stunden, ca. 30 sm gekostet. Ein halber Tag. Ich hatte angedacht, am Mittwochabend wieder zurück zu sein, da hatte ich mich wohl verplant. Dafür hatten wir eine herrliche und abwechslungsreiche Fahrt durch Friesland. Die nördliche Route durch Holland ist sehr zu empfehlen. Alle Brücken gehen ohne viel Warterei nach Anfunken auf. Die Sportboote und Berufsschifffahrt haben Vorrang vor den Autos. Unglaublich. In Deutschland unvorstellbar.
Leeuwarden – Lauwersmeer (Lunegat Yachthafen)
In Lunegat angekommen konnten wir endlich wieder duschen. Erfrischt und ausgehfein wollten wir das Brückenrestaurant testen. Leider geschlossen, aber Beine bewegt. Ein älterer Niederländer, der an seinem gefühlt ebenso alten Boot das Deck lackierte, kam mit Ralf ins Gespräch und lieh uns spontan seinen coolen, alten Citroen. Damit konnten wir in den 9 km entfernten Ort fahren und Essen gehen.
Lauwersmeer – Groningen
Am Mittwochmorgen, der Tag, an dem ich im Vorhinein dachte, am Abend zurück zu sein, ging es früh los. Bei ziemlich kalten Süd Ost Wind unter Motor über das Lauwersmeer. Mit 2m Tiefgang wollte ich das enge Fahrwasser nicht verlassen. Ralf hatte hier mit seiner Frau in diesem Jahr Urlaub gemacht. Wirklich, eine wunderbare Schilf -und Seenlandschaft. Tolle Gegend sowohl zum Segeln als auch zum Fahrrad fahren. Zwei Schleusen mussten wir am Lauwersmeer passieren. Nicht jeder schafft das Festmachen dort. Für einen Skipper mit weiteren vier Jugendlichen auf seiner Motorjacht war dieses Manöver wohl zu anspruchsvoll.
Nach unzähligen Brücken und Grachten kamen wir im Hellen in Groningen an. Weiterfahren ging nicht, da die Hauptbrücken erst wieder am nächsten Tag öffneten. Am Hausboot eines netten niederländischen Rentnerpaar konnten wir die Tide festmachen. Das Boot war ein ehemaliges dänisches Ausflugsboot, sehr gepflegt. Den Rest des Tages nutzten wir, um uns in der schönen Innenstadt umzusehen. Viele Klamottenläden und Kneipen. Den ersten Hunger haben wir mit typisch niederländischen Pommes gestillt. In einer gemütlichen Pinte haben wir den Abend ausklingen lassen.
Groningen – Delfzijl
Am nächsten Mittag, genau um 12.10 Uhr gingen für uns drei Brücken auf. Und plötzlich waren auch andere Mitstreiter am Start. Auf dem fast geraden Eemskanal nach Delfzijl konnten wir nun endlich das Großsegel setzen. Mit Sturmfock bei Wind aus Süd Ost und Nieselregen segelten wir ein wenig. Die weiteren vielen Brückendurchfahren haben wir nicht mehr gezählt. Am Abend konnten wir gegen 17.00 Uhr in Delfzijl schleusen. Der Yachthafen bot genügend Platz zum Festmachen. Allerdings war es dort recht laut. Zwei kleine Containerschiffe lagen im Dock. Beim Essen wurden meine Kindheitserinnerungen geweckt. Wir gingen zum Chinesen, bei dem wir in meiner Jugend schon mit der Familie eingekehrt waren.
Delfzijl - Emden (Ziel)
Zuerst war der Plan nach Emden durchzusegeln, ohne Zwischenstopp in Delfzijl. Dann wären wir allerdings im Dunkeln in Emden angekommen und hätten in dem doch etwas trostlosen Außenhafen bleiben müssen. Nun also am Morgen gegen 10.00 Uhr von Delfzijl weiter. Von hier ab ist wieder Tidenrevier. Wir mussten also warten, bis genügend Wasser da war.
Gegen 12.00 Uhr passierten wir die Nesserlander Schleuse und um 12.30 Uhr lagen wir fest am Zungenkai. Die letzte Schleuse war die längste Schleusung. Wir lagen bestimmt 20 Minuten in der Schleuse ohne das etwas passierte, bis sich das zweite Schleusentor bewegte. Da sind uns die Niederländer weit voraus. Dort ging es immer zügig voran.
Bootswerfts MFH Emden
Am Freitag bei fast 21 °C, etwas erschöpft, Ralf etwas angeschlagen, aber gut gelaunt angekommen. Das Boot hat keinen Schaden genommen.
Zum Schluss kann man sagen, es war etwas abenteuerlich, aber auch sehr ereignisreich. Das Wetter hat noch ganz gut mitgespielt. Bei Bedarf sind wir gerne wieder dabei. Noch schöner, wenn dann alles funktioniert. Daher „less is more“ in der Technik.
Ende
Bernd Rasenack (Oktober) 2024
In Emden wird gerade eine Tide 34 mit Schwenkschwert bzw. Kiel gebaut. Der Rumpf und das Deck sind gerade in der Form. Kann jeder Zeit besichtigt werden.
05.01.2024 | Bernd Rasenack
Aufgrund der unbeständigen Wetterlage habe ich dieses Mal den JK aus Cuxhaven per Trailer nach Norddeich transportiert. Zwei urige aber sehr nette Segler im Hafen von Cuxhaven und der hilfsbereite Hafenmeister haben mir geholfen. Später fiel mir auf , dass einer der beiden etwas angeheitert war und beim Slippen ins Hafenbecken fiel. Er brauchte anscheinend eine kleine Abkühlung um wieder Herr über sich selbst zu sein. Nach ca. 2 Stunden war Nordwind verpackt. Alle Beteiligten hatten ihren Spass beim Zuschauen und waren mit dem Ergebnis zufrieden. In den Wochen davor hatten wir wieder eine schöne Zeit an der Elbe mit sehr schönen Wochenendtörns nach Glückstadt, Stade, Wedel und natürlich in Neuenschleuse.
Aber von vorne: Ein Wochenende vorher hatte ich mich mit einem alten Mitstreiter vom 505er ( R. Meyer) bereits in Cuxhaven verabredet, um den Jolly endgültig in die Nordsee zu überführen. Ziel sollte Norderney sein, weil dort die traditionelle Seeregatta vor Norderney stattfinden sollte und wir gierig auf segeln und eine Nordseeinsel waren. Dort wollten wir Sigrid mit dem 505er Gespann treffen. So war der Plan. Der Plan war gut. Nur leider spielte das Wetter nicht mit. In der Nacht zu Freitag drehte der Wind nach fast 6 Wochen schönem Wind aus Ost auf West, später noch auf Südwest. ( So ein Sch.) Es begann zu regnen und über Norddeutschland zog ein Unwetter mit Namen „ Lambert und Poli“ hinweg. Morgens um 4.30 habe ich dann entschieden die Überführung nach Norderney sein zu lassen. Es folgte eine Planänderung. Mit dem Zug von Cuxhaven nach Bremerhaven, wo Sigrid uns abholte. Dann weiter nach Nessmersiel. Dort stand der 505er für uns bereit. Von dort nach Norddeich und mit der Fähre nach Norderney. Wir wären wohl kaum mit dem JK auf Norderney angekommen. So war es besser und Sigrid erleichtert, weil sie das Bootsgespann nicht alleine „Anhängen“ und auf die Fähre transportieren musste. Am gleichen Nachmittag haben wir den 505er bei ablaufenden Wasser und 5 BF aus Nordwest im Seegat ausprobiert.. Das macht man eigentlich nicht (siehe Törnbericht von 2022), denn wer bei ablaufenden Wasser und Nordwest Wind dort segelt, sollte wissen, dass die Welle und Strömung im Gat dann mörderisch sein kann und Segeln dort einem „Rodeotanz“ auf einem wilden Stier gleicht. Machte aber Spaß. Nach einer Stunde waren wir durch und heile an Land zurück. Abends mit den Norderneyer Seglern im Bootshaus ein paar Bierchen und den Abend bei abflauenden Winden ausklingen lassen. Die Steuermannsbesprechung nächsten Morgen gestaltete sich etwas unübersichtlich. Schlussendlich schien der Kurs verstanden, doch an der Umsetzung scheiterte es. Am Ende sind wir eine Runde zu viel gesegelt, weil wir uns sicher waren, „wir segeln richtig und die anderen falsch….“ Der große Vorsprung, den wir herausgesegelt hatten, war leider wieder dahin. Am Abend, nach unserer vermeintlichen Beschwerde, waren mein Vorschoter Rolf und der Wettfahrtleiter ziemlich gute Freunde geworden!
Norderney Seeregatta
Juist Wattregatta am 8.7.2023
Im strahlenden Sonnenschein und bei bestem Segelwetter starteten wir zu unserem ersten Törnwochenende mit unserem Jollenkreuzer vom Hafen in Norddeich. Das Schiff lag zunächst noch auf dem Anhänger und wartete auf die Co Skipperin. Mit einem Spruch auf den Lippen, warum das Schiff noch nicht startklar am Kai liegen würde, trudelte sie dann ein.?“ Unser Ziel für den ersten Tag war die idyllische Insel Juist. Töwerland nennen die 1700 Inselbewohner ihr Eiland liebevoll. Das bedeutet auf Plattdeutsch Zauberland. Juist gilt als die ungekünstelte Naturschönheit unter den Inseln, unabhängig von Mode und Zeitgeist. Zu ihren Besonderheiten zählt bereits die Anreise, denn Juist ist ganz und gar abhängig von den Gezeiten. Das Zeitfenster ist etwa 1,5 Stunde vor bis 1,5 Stunde nach Hochwasser für ein stressloses Hafenmanöver. Die Vorfreude auf ein paar Tage auf dem Wasser und die traumhaften Inseln vor der niedersächsischen Nordseeküste war wieder riesig. Wer einmal auf Zauberland gewesen ist , kommt wieder. Ein Inselspaziergang ans Westende zur Bill oder zum Ostende wirkt wie ein Urlaub für Körper, Geist und Seele. Mit einer sanften Brise schipperten wir also gemütlich am Freitag direkt übers Watt und erreichten Juist am späten Nachmittag. Natürlich wieder direkt über ein paar Sandbänke, obgleich der Kurs anders abgesprochen war. Naja, die Sandbänke verschieben sich eben nach fast jeder Tiede etwas.
Juist
Auf Juist angekommen, genossen wir die Ruhe und Schönheit der Insel. Wir unternahmen zunächst einen ausgiebigen Strandspaziergang mit Baden in der Nordsee und ließen den Tag bei einem gemütlichen Abendessen in der Tapasbar ausklingen. Am Samstag kam R. Meyer, unser drittes Crewmitglied von Baltrum mit dem Inselflieger. Ziel war mit uns zum dritten Mal die Juistregatta zu verteidigen. Die Steuermannsbesprechung war diesmal eindeutig, Kurs sowie einige ungewöhnliche Bestimmungen (z. B. Startsignale mit Bällen…) waren vermerkt. Der Wind super mit 3 bis 4 aus NO. In unserer Gruppe mein Bruder und mein Onkel mit einer Lago 26 und eine schnelle MaKTen von Norderney. Nach dem Start wurden wir von Backbordbug bzw Wind von Steuerbord von ein paar Juistern, die die Vorfahrtsregeln anscheinend nicht kennen, auf die rechte Seite gezwungen. Trotzdem gut gestartet und auf und davon. Im Ziel mit etwas Vorsprung vor dem Feld. Am Abend Segelball mit Tanz und Musik sowie spirituellen Sternenhimmel auf dem Heimweg zum Schiff.
Vor dem Start
Nächsten Morgen Frühstück bei unserem geliebten Insel Edeka im Ostdorf und endlich langer Spaziergang zur Bill (Westende der Insel) und am Strand zurück. Auf dem Weg mussten wir viel trinken, weil es ungewöhnlich warm war (das lag nicht am Bierkonsum vom Vorabend). Zum Abkühlen alle paar hundert Meter im Meer gebadet. Wunderbare Nordsee. Am Montag mussten wir erstmal zum Festland zurück, weil Sigrid noch keinen Urlaub hatte.
Das kommende Wochenende haben wir mit kleinen Regatten auf dem Kleinen und großen Meer verbracht und mit Ausflügen in Holland und Umgebung in der Hoffnung, dass sich das Wetter beruhigt.
Ein verregneter Sommer
Die Wettervorhersage bestätigte unsere Befürchtungen, und es zeichnete sich ab, dass das schlechte Wetter über Deutschland länger anhalten würde. Das hatte zur Folge, dass unsere Pläne für die Nordsee und Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste. So entschieden wir uns, spontan zu handeln. Anstatt auf besseres Wetter zu warten, beschlossen wir, unsere Ferien fortzusetzen, indem wir am Montag den Bus packten und vom kleinen Meer soweit gen Süden gefahren sind, bis es nicht mehr regnete. Spontan haben wir uns bei Freunden in Südfrankreich in der Provence angemeldet. Nach über 40 Jahren mal wieder in Marsaille, Sete, Cassis, Hyeres bis St. Maxime und dann zurück durch die Provence.
Südfrankreich
Das letzte Mal war ich in Marseille 1979 zur sogenannten „SNIM - Week“ im 420er als 17 Jähriger zu einer Pflichtveranstaltung vom DSV. Ich habe leider nichts wiedererkannt, außer den alten Hafen von Marsaille. Marsaille hat eine wunderschöne Altstadt mit altem historischen Hafen und tollen Yachten. Jedoch mehr Motorboote als Segelyachten. Die Nacht haben wir auf einem unbewachten Parkplatz am Cap Croisette mit Blick auf eine schöne Bucht mit Fischerdorf verbracht. Um jeder Zeit abfahrbereit zu sein, haben wir unten geschlafen. Zu bemerken ist hier, dass man mit einem Aufstelldach unter 2 m Höhe auf jeden guten Parkplatz am Meer parken kann. Für Wohnmobile leider nicht möglich und gut so.
Marseille – Alter Hafen
Unser Segelabenteuer zwischen Juist, Norderney und Baltrum im Sommer 2023 hatte uns gezeigt, dass manchmal die unvorhersehbaren Wendungen, auch durch die Wetterkapriolen über Europa, des Lebens die spannendsten Geschichten schreiben. So kehrten wir schließlich nach etwas über einer Woche Sonne in Frankreich wieder in den hohen Norden zurück, aber diese Reise wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Wieder zurück aus dem Süden haben wir nach einem Tag am Kleinen Meer unsere Tour in der Nordsee fortgesetzt. Über Norderney und Juist ging es nach Baltrum, dem Dornrösschen der ostfriesischen Inseln. Auf Baltrum hatten wir einen Termin, nämlich das alljährliche Sandbankfussballturnier der Baltrumer Freunde bei Ebbe. Danach 2 Tage Muskelkater….. An dieser Stelle könnte ich noch viel mehr berichten aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Der Rest bleibt also in unserem Logbuch.
Ach ja, am Anfang der Ferien musste mal wieder der alte 470er aus früheren Zeiten bei der diesjährigen Sommerregatta am kleinen und großen Meer (Yardstick) herhalten.
Bernd und Sigrid
JK 28 GER 30
VB G 2253
470er GER 4970 (AUS 373)
06.11.2022 | Bernd Rasenack
Eigentlich wollten wir mal in die Ostsee. Aber die Lektüre „Da geht noch Watt“ von Maximilian Lessner in den Wintermonaten und die Vorstellung, mit einem Außenborder (2 Takter) durch den NOK fahren zu müssen, waren dann ein Grund mehr, wieder zu den ostfriesischen Inseln zu starten. Da die Auswahl an Sandbänken und Stränden groß ist, ließen wir den Wind und das Wetter entscheiden, welche der Inseln wir zuerst ansteuern wollten. Startpunkt war zum 2ten Mal Neuenschleuse an einem Freitag Mitte Juli, als die Ferien begannen, mit unserem Jollenkreuzer.
Abschied von Neuenschleuse, Bernd und Paul
Die erste Etappe sollte uns direkt, nur mit einem kurzen Halt in Cuxhaven, nach Norderney führen. Von dort können wir , wenn das Wetter mal schlecht ist, unkompliziert ans Festland, an das kleine Meer (unser Ferienstützpunkt in Ostfriesland). Leider machte uns der Wind einen Strich durch die Rechnung (Wind aus Südwesten). So wurde aus dem Zwischenstopp eine dreitägige Pause. Dann hatte auch die Co-Skipperin Urlaub.
Und immer wieder roter Sand
Von Cuxhaven ging es nun um Scharhörn. Aufgrund abflauenden Windes ließen wir uns spontan in der Lagune westlich von Spiekeroog trockenfallen, direkt in der Nähe der legendären Kneipe Laramie.
Die Karibik ist in Wirklichkeit hier! Und viel schöner!
Für uns das erste Mal, dass wir uns außerhalb eines Hafens haben trockenfallen lassen.
Von hieraus wurde Spiekeroog zu Fuß erobert. Wandern und Laufen, sowie Baden in der Nordsee ist die optimale Ergänzung zum Segeln. Gefühlte 35 km am Tag sind nichts. Ich fühle mich dann wie ein Sherpa im Himalayagebirge. Im Übrigen ist Spiekeroog eine unserer Lieblingsinseln, sowohl im Winter als auch im Sommer.
Die nächste Etappe sollte dann endlich Norderney sein, um Freunde zu treffen. Dafür sind wir früh in die Koje, um mit dem ersten Hochwasser raus zu segeln. Nur leider war das erste Hochwasser aus uns zunächst unerklärlichen Gründen schnell wieder fort. D.h. wir hatten es regelrecht verpennt. Wenn man allerdings in Gezeitengewässern segelt, sollte man mehrtägigen Ostwind und Nipptide beachten, da das Wasser schneller weg ist, als man denkt.
So sind wir mit dem zweiten Hochwasser und unter Gennaker bei Ostwind in 3 1/2 h nach Norderney an den Pricken entlang geglitscht. Der Hafen ist gut von der Wattseite anzulaufen. Von See her kann es im Dovetief bzw. in der Wichter Ee auch bei weniger Wind für einen Jollenkreuzer recht ruppig werden.
Norderney ist Geschmackssache, wer Stadt, Rummel und Shopping mag und abends nicht früh ins Bett will, der findet hier alles.
Uns gefallen jedoch der lange Strand, das Meeresrauschen und die Dünen im Osten.
Mit unseren Freunden sind wir in deren Piper zu einem Rundflug über das Wattenmeer gestartet. Ein unglaublicher Anblick das Wattenmeer aus der Vogelperspektive zu betrachten. Einmal Ostfriesland von oben mit Kleinem-und Großen Meer und auch Langeoog und Baltrum gestreift.
Tags darauf ging es von Norderney mit „Nordwind“ zur Nachbarinsel Baltrum, vorbei an den Seehundbänken im Osten von Norderney. Bereits bei der Abfahrt versagte unerwartet im Hafen von Norderney der Außenborder (zu sparsam mit Öl, Kopfplatte fest, Winterprojekt). Folglich: Anlegen auf Baltrum ohne Außenborder unter Segel; seitdem beherrschen wir auch das.
Bald rum - um Baltrum...
Baltrum ist die kleinste der ostfriesischen Inseln. Das schöne ist, die Wege sind kurz; wie man so schön sagt, man ist bald rum.
Wenn man von der Inselwanderung nicht k.o. ist, holt man sich den Rest am Strand mit Fußball, Tennis oder Surfen. Die Inselfreunde sind stets aktiv und veranstalten rege Sportprogramme. Dieses Mal ein Fußballspiel Osnabrück gegen Bielefeld. Ich musste spontan für den VFL Osnabrück als Rechtsaußen einspringen. (Am Ende stand es 5 : 4 für Osnabrück).
Fürs Kulinarische geht man am besten ins „Mittendrin“ zu Anja, hervorragender Fisch und passende Weine.
Ach ja, und einen Leihersatzaußenborder bekamen wir freundlicherweise von einem JK Besitzer aus Oldenburg, Klubkamerad Hendrik Sch..
Den Abschluss unserer Inseltour bildete die alljährliche Juister Wattregatta. Dazu mussten wir von Baltrum nach Juist segeln. Unser Plan war, dieses Mal nicht unter den Inseln im geschützten Wattenmeer zu fahren, sondern auf der Seeseite an Norderney vorbei, „von oben“ kommend ins Norderneyer Seegat einzustechen und dann rechts ins Juister Wattfahrwasser mit auflaufendem Wasser abzubiegen. Der Plan war gut, allein das Wetter spielte nicht wie voraus gesagt mit; und so verfiel die Co-Skipperin an der Nordwestseite von Norderney, am berüchtigten Dovetief zwischenzeitlich in Schockstarre.
Von vorne: von Baltrum fanden wir mit Hilfe eines Lotsenschlauchboots den Weg vorbei an der Othello Plate und zwei weiteren Sandbänken auf die freie Nordsee. Das klappte mit nur einer leichten Grundberührung noch recht gut. Die Sandbänke und der gesamte alte Postweg von Norderney nach Baltrum verschieben sich nach jeder Tide, so dass man diesen Teil mit großer Vorsicht genießen sollte. Auf der Nordseite drehte plötzlich der Wind auf Südwest und nahm unerwartet auf 5 bis 6 Bf zu. Es wurde kalt, es wurde nass, die Wellen immer stärker. Nun hätte eigentlich gerefft werden müssen. Aber anstatt meinen Anweisungen Folge zu leisten, hatte sich die Vorschoterin in eine Festhalten- und nicht über Bordgehsituation manövriert. Also, mit Groß und Fock weitere 4 Stunden gegen an kreuzen, bis wir den Strom wieder mit uns hatten. Unterhalb von Juist konnten wir dann in einem etwas ruhigeren Moment das Großsegel bergen. Den Rest der Strecke fuhren wir nur mit Fock bei fast gleicher Geschwindigkeit.
Es ist uns bekannt, dass man im Dovetief hinein ins Seegat vorsichtig sein muss. So schrieben die Vormänner der DGzRS, dass bei Nord – Westwind und ablaufenden Wasser die Seegatts zwischen den Inseln zum gefährlichen „Hinterhof des Henkers „werden können. Dabei reichen schon 4 bis 5 BF. Wir hatten Gott sein Dank auflaufende Flut.
Törne von Baltrum nach Juist am 5. Aug 22
Zum Abschluss unserer dreiwöchigen Inseltour segelten wir auf Juist die traditionelle Wattregatta mit 15 anderen Booten, u.a. mit einem weiteren JK aus Bensersiel. „Nordwind“ verließen wir am Folgetag, fuhren mit dem Töwerland-Express aufs Festland, um mit unserer 45 Jahre alten VB-Jolle noch an der alljährlichen Seniorenregatta am Kleinen Meer teilnehmen zu können. (kl Anmerkung: Innerhalb von 16 h an 2 Regatten teilgenommen, so etwas habe ich noch nicht erlebt)
Zum Schluss kann man nur sagen: ein Sommer, ein Traum, da geht nicht nur Watt, da geht noch mehr im Wattenmeer.
Ach ja, am Anfang der Ferien musste mal der alte 470er aus früheren Zeiten bei der diesjährigen Sommerregatta am kl Meer (Yardstick) herhalten.
Bernd und Sigrid
JK 28 GER 30
VB G 2253
470er GER 4970 (AUS 373)
Zu bemerken ist noch, dass wir auf Juist Fam. Brahms getroffen haben und einen herrlichen Ausflug zur Kachelotplate gemacht haben. Hunderte an Robben und Seehunden.
Ebenfalls Stefan Schweneker mit Partnerin beim Seglerfest bei der Preisverleihung auf Juist.
Eigentlich trifft man auf allen Inseln alte Bekannte. Das ist ja eben das Schöne am Inselhoping.
Bernd Rasenack